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Schweden - Zug der Rentiere
20.03. – 26.03.06

Diese Woche werde ich das Büro für eine Weile verlassen, um eine ganz besondere Tour mitzuerleben: den „Zug der Rentiere“ in Schwedisch-Lappland. Zumindest weiß ich, was mich erwartet, habe ich diese Reise doch auch schon meinen Kunden verkauft. Aufgeregt bin ich trotzdem!
Früh am 19.03. geht es los. Ab Dresden geht es über Frankfurt bis Stockholm. Hier steige ich in den Nachtzug nach Nattavaara, wo ich morgen früh ankommen werde.

20.03.06
Pünktlich 9:00 Uhr steige ich in Nattavaara bei strahlendem Sonnenschein aus dem Zug von Stockholm. Wagemutig habe ich nur eine Sitzplatzkarte gebucht, was ich später bitter bereuen werde. Ich kann nur jedem empfehlen, sich einen Schlaf- oder zumindest einen Liegeplatz zu gönnen, denn sonst ist man nach der Nacht im Zug wie zerschlagen.
Beim Aussteigen vertreiben die Kälte, das Licht und die herrliche Luft schlagartig die Müdigkeit, die sich nach dieser Nacht im Zug unweigerlich einstellt. Dirk wartet schon auf dem Bahnsteig. Sämtliche Befürchtungen, ich könnte ihn auf dem Bahnhof nicht finden haben sich in Luft aufgelöst, da ich die einzige bin, die hier aus dem Zug steigt und er der einzige ist, der auf dem Bahnsteig steht. Ein kleiner Vorgeschmack auf die Einsamkeit, die die nächsten 7 Tage bestimmen wird.
Das Gepäck wird im Auto verladen und auf geht es nach Solberget, dem kleinen Wildnisdorf direkt am Polarkreis. Ich erfahre, dass das Wetter die nächsten Tage so bleiben soll, ca. -10 Grad, Sonne, ab und zu Wolken. Vergessen ist der graue sächsische Himmel und die Dresdner Straßen, die bei meiner Abfahrt von braunem, knöchelhohem Schneematsch überzogen waren. Hier liegt etwa 50 cm hoch blütenweißer Schnee und wenn man vom Weg abkommt, steckt man bis zum Knie fest.
Dirk dreht mit mir eine erste Runde im Wildnisdorf. Wir schauen uns die Wohngebäude an (Bauwagen, Holzfällerhütte und das große Gästehaus) und natürlich die urgemütliche Sauna und begrüßen die vielleicht wichtigsten Bewohner Solbergets – die Rentiere.


Das große Lagerhaus von Solberget und davor der Brunnen, an dem Wasser geholt wird.


Jetzt hält mich nichts mehr, die Bewegung tut gut und der Körper schreit nach mehr. Zusammen mit Ute, die schon einen Tag früher angereist ist, wird eine erste kleine Tour gemacht auf den ungewohnt breiten Holzski, die absolut ideal für den tiefen Schnee in der Gegend sind. Danach ist Anpacken angesagt: Holz holen, Zimmer und Küche heizen, Wasser herbei schaffen.


Nordische Holzski, ideal für Tiefschnee geeignet. Die Bindungen passen für alle Arten von Winterschuhen, es ist keine Skiausrüstung nötig.


Abends bekommen wir die erste von Dirks lappländischen Leckereien vorgesetzt – Spaghetti mit Rentierragout. Nach dem Essen geht es ins Bett, der Tag war lang und die Zeit ist durch die Zugfahrt sowieso verschoben.

21.03.06
Gegen fünf wird es hell, ab halb sechs scheint die Sonne, auch heute haben wir wieder strahlend blauen Himmel. Halb sieben hat die Sonne endgültig die Müdigkeit besiegt und wir stehen auf und decken den Tisch fürs Frühstück. Die größte Neuigkeit des Tages: Amor hat eine Hälfte seines Geweihs abgeworfen und muss natürlich angeschaut werden – naja, ein wenig seltsam sieht er ja schon aus, so „halbbekrönt“.


Früh am Morgen kann man jeden Tag die wunderschönen Eisblumen am Fenster bewundern.


Sesam, Hofkater ist immer mit dabei, wenn es etwas zu erleben gibt.


Am Vormittag unternehmen wir (inzwischen hat die Gruppe mit vier Teilnehmern ihre endgültige Größe erreicht), geführt von Dirk, eine Skitour ins Moor. Oder besser gesagt aufs Moor, denn dass das Gebiet im Sommer eine riesige Sumpflandschaft ist, lässt sich nur erahnen. Dirk warnt uns vor Erfrierungen im Gesicht, verursacht vom kalten Wind, aber so richtig ernst nehmen können wir die Warnung nicht. Das Thermometer ist knapp unter null Grad und ich überlege, ob mein Sonnenschutz ausreicht, um mich vor Verbrennungen zu schützen. Trotzdem biegen wir nach einer Weile im 90°-winkel ab, um nicht durchgehend den kalten Wind ins Gesicht geblasen zu bekommen. Sicher ist sicher.
Zurück in Solberget gibt es einen kleinen Happen zu essen und schon geht es wieder raus ins Freie. Rentiertraining steht auf dem Plan. Wir lernen, wie die Tiere angeschirrt und vor einen Schlitten gespannt werden, wie man sie führt und wie es sich anfühlt, auf Ski zu stehen und ein Rentier an der Leine zu führen, dass noch den Schlitten zieht. Ein bisschen komisch ist es schon, zumal man nur einen Skistock zur Verfügung hat. Und wenn das Rentier auf die Ski tritt ist es aus mit dem Gleichgewicht und man fällt mit der Nase voran in den Schnee. Aber in den nächsten Tagen werden wir lernen, wie man am besten Ski und Rentier kombiniert.
Am Abend kocht Dirk Lachspudding für uns und wir hauen mächtig rein – die frische Luft macht hungrig. Nach dem Essen geht es in die gemütliche Sauna, zu der auch unbedingt ein kaltes Bierchen gehört.

22.03.06
Heute geht es auf große Tour – aber erst mal wird gemütlich gefrühstückt. Danach heißt es Sachen packen und auf die Schlitten verladen, Rentiere einspannen und Ski anschnallen. „Mein“ Rentier heißt Peiivve, wie der Sonnengott, auch wenn er im Moment nicht besonders sonnig aus der Wäsche guckt. Wie sich bald herausstellt, scheint für ihn die Sonne am ehesten, wenn er fressen kann. Und dazu nutzt er jede noch so kleine Gelegenheit, jedes Bäumchen und jede noch so kleine Flechte werden angeknabbert. Da sind schon mal einige Überredungskünste nötig um ihn davon zu überzeugen, weiterzugehen. Besonders lustig (vor allem natürlich für alle anderen) wird es, wenn man gerade mit seinem einzelnen Skistock einen Hang hoch muss, das Rentier an der Leine, man es fast bis hoch geschafft hat und – das Ren stehen bleibt. Auch rückwärts fahren will in dem Fall gelernt sein! Und irgendwie hat man das Gefühl, das Ren würde einen schadenfroh angrinsen, während es noch die letzten Reste des eben zerpflückten Bäumchens im Maul hat.


Brav trotten die Rens mit den bepackten Schlitten hinter den Skifahrern her. Nur wenn etwas Fressbares in Aussicht ist, sind einige Überredungskünste nötig.


Aber das kann uns alles nicht erschüttern, das Wetter ist mal wieder herrlich, die Sonne strahlt und es ist vollkommen windstill. Wir reden kaum und genießen die einmalige Landschaft, die Wärme (es sind nur knapp unter null Grad) und die Bewegung. Gegen 15:00 erreichen wir den Lagerplatz mitten im Wald. Jetzt müssen alle mit anpacken. Als erstes werden die Rentiere ausgespannt. Dann müssen die Plätze für die Zeltkoten vom Schnee frei geschaufelt werden, die Zelte aufgestellt, Öfen angeheizt und Schnee geschmolzen werden. Als alles steht machen wir noch eine kleine Tour auf den Slättberg, wo ein verlassenes Gehöft mitten auf dem Berg steht. Die Gebäude müssen natürlich erst einmal einer gründlichen Inspektion unterzogen werden, aber das Fazit ist eher traurig: das einstmals schöne Gehöft ist total verfallen und es besteht kaum Hoffnung auf Rettung. Trotzdem hätten wir hier einen wunderbaren Sonnenuntergang genießen können, wäre da nicht der Drang gewesen, noch einmal die Gegend zu erkunden, bevor es dunkel wird. Und so drehen wir noch eine Runde durch den Wald und übers Moor, bevor wir zum Lager zurückkehren.


Abendstimmung auf dem Slättberg     
     

So viel Aktivität macht hungrig und Dirk kocht für uns Lachsreis. Nach der dritten Portion sind wir absolut genudelt. Der Tag wird mit heißem Kakao und Rum abgeschlossen, bevor alle in ihre warmen Schlafsäcke kriechen (obwohl wir doch etwas skeptisch sind, was den angeblichen Komfortbereich von -30° C angeht). Der Ofen wärmt immer noch und durch die dicken Schichten von Reisig, Isomatte und Rentierfell kommt (entgegen aller Erwartungen) keine Kälte durch.


In den Zeltkoten schlafen immer drei Personen. Innen sorgen Öfen für mollige Wärme.


23.03.06
Viel schlimmer ist das Aufstehen. Zuerst nur die Hände aus dem Schlafsack strecken – und schnell wieder rein ins Warme. Und hoffen, dass jemand anders zuerst aufsteht und den Ofen anschmeißt. Irgendwann kann man das Aufstehen dann doch nicht mehr weiter hinausschieben und wir quälen uns in die (natürlich kalten) Klamotten. Ich bedaure, dass ich nicht auf Dirks Rat gehört habe, die Sachen mit in den Schlafsack zu stopfen, aber hinterher ist man ja bekanntlich immer klüger. Jetzt aber raus zum Aufwärmen! Wir beschließen, die kurze Strecke zum Slättberg-Hof zu fahren, um die Kälte aus Fingern und Füßen zu vertreiben. Leider will uns das nicht gelingen und noch durchgefrorener und vor allem hungrig kehren wir zum Lager zurück und hocken uns an den inzwischen heißen Ofen. Auch das Frühstück lässt nicht lange auf sich warten und bald sind wir wieder fit. Wir schmelzen Schnee, damit alle warmen Tee mitnehmen können. Da wir noch nicht gleich aufbrechen können (keiner mag einen glühendheißen Ofen auf Schlitten verladen und die Rentiere müssen noch ihr Frühstück wiederkäuen), stellen wir uns ein weiteres Mal auf die Ski und fahren eine Runde, diesmal bis ganz auf den Slättberg hinauf. Die Aussicht ist herrlich und wird durch keine einzige Wolke getrübt. Als wir gegen 12 alles abgebaut, aufgeräumt und auf den Schlitten verpackt haben, scheint die Sonne schon seit sechs Stunden vom Himmel und hat die Luft erwärmt.


Am Morgen geht es noch einmal hoch auf den Slättberg. Von hier hat man eine herrliche Aussicht.


Wir ziehen weiter in Richtung Solberg, den Hausberg des Wildnisdorfes. Auch heute begegnen wir keiner Menschenseele. Dafür finden wir immer wieder Spuren im Schnee, bei denen es auch mal zu kleineren Streitereien kommen kann, ob es nun ein Marder oder ein Eichhörnchen oder nicht doch eher was ganz anderes war, dass da unseren Weg kreuzte. Wenn wir uns gar nicht einigen können, zieht Dirk dann sein Fährtenbuch aus dem Rucksack („Der Klassiker in Schweden – gibt es gar nicht mehr zu kaufen!“). Insgesamt haben wir eine beachtliche Sammlung von Spuren zusammen bekommen: Hase, Fuchs, Schneehuhn, Eichhörnchen, Rentier, Marder und immer wieder winzige Mäusespuren.
Den ersten Teil der Strecke geht es auf unseren eigenen Spuren zurück, bis der Weg zum Solberg abbiegt. Ab jetzt geht es stetig bergauf und die drei Schichten Fleece werden endgültig zu warm. Oben angekommen erwartet uns eine niedliche Hütte mit Stockbetten, großem Ofen und Sitzplätzen für alle. Aber bevor wir es uns bequem machen können müssen wie immer erst die Tiere versorgt werden. Danach gibt es heiße Zimtschnecken für alle – lecker! Wir können gar nicht wieder aufhören.
Danach geht es zur größten Attraktion auf dem Solberg – dem Aussichtsturm. Von hier haben wir einen einmaligen Blick auf die Umgebung und die Weite und Einsamkeit Lapplands kommt uns einmal mehr sehr deutlich ins Bewusstsein. Dank des klaren Himmels können wir einen unübertroffen schönen Sonnenuntergang erleben, bevor es zurück in die inzwischen kuschelig warme Hütte geht. Hier kocht Dirk Rentiergeschnetzeltes mit Kartoffelbrei. Es kann keiner aufhören, bevor er nicht mindestens eine zweite Portion gegessen hat.


Atemberaubende Aussicht auf die unendliche Weite Lapplands vom Aussichtsturm auf dem Solberg. Hier erleben wir einen einmaligen Sonnenuntergang.  

Bei Kerzenlicht sitzen wir nach dem Essen noch in der Hütte zusammen (natürlich wieder bei Kakao und Rum, die inzwischen schon obligatorisch geworden sind) und gegen neun ist allgemeines Zu-Bett-Gehen angesagt.

24.03.06
Ein letztes Mal heißt es Anschirren und Schlitten beladen.


Die Rentiere Peiivve, Kaamos, und Amor (v.l.n.r.) warten geduldig darauf, vor die Schlitten gespannt zu werden.



Wir machen uns auf, um das letzte Stück der Tour zu bewältigen: Abstieg vom Solberg und zurück ins Wildnisdorf. Die Rentiere scheinen zu merken, dass es Richtung Heimat geht und bleiben nur noch an jedem zweiten Bäumchen stehen um die leckeren Flechten abzunagen. Trotzdem schafft es Peiivve, mitsamt dem ca. 100 kg schweren Schlitten in den bauchhohen Schnee zu springen, in der Hoffnung, dass der Nadelbaum da drüben besser schmeckt als der am Wegrand. Und er denkt natürlich nicht im Traum daran, da wieder raus zu kommen. Das ist dann die wahre Prüfung: Das Rentier vom Baum wegbekommen, dabei den Schlitten so zu drehen, dass er sich nicht irgendwo verhakt und selbst auf den Ski stehen zu bleiben und nicht bis zu den Knien im Schnee zu versinken.


Der Zug der Rentiere. 

Im Wildnisdorf erwarten uns schon die restlichen Mitarbeiter und wir werden herzlich begrüßt. Nachdem die Rentiere versorgt und die Schlitten abgeladen und verstaut sind, gibt es ein ganz besonderes Vesper: eine Riesenmenge selbstgebackenen Kuchen. Apfeltorte mit Sahne und Krokant, Grießkuchen mit Kirschen und Rotweinkuchen. Zum xten Mal schlagen wir uns mächtig die Bäuche voll. Den Rest des Tages verbringt jeder für sich, entweder mit Skifahren oder mit lesen auf der gemütlichen Couch.
Zum Abendessen gibt es vier offene Münder und 8 Kulleraugen angesichts dessen, was Dirk heute auf den Tisch gezaubert hat: Einen ganzen Lachs, lecker im Ofen gegart mit Backkartoffeln, Preiselbeeren und einer sündhaft guten Soße mit Pilzen. Manch einer bereut das vierte oder fünfte Stück Kuchen vom Nachmittag. So sehr wir uns auch anstrengen, wir schaffen nicht den ganzen Fisch. Und es gibt auch noch Nachtisch – Eis mit heißen Moltebeeren, eine Beerenart, die man nur hier in Lappland findet.


Am Abend gibt es einen ganzen Lachs aus dem Ofen mit leckeren Backkartoffeln.


Danach fühlen wir uns kugelrund und so gar nicht wie Sauna, die inzwischen angeheizt ist. Wir können uns dann aber doch noch überwinden und genießen die Wärme der Holzöfen und das heiße Wasser, mit dem wir uns die Anstrengungen der letzten Tage vom Körper waschen. Nach der Sauna haben wir genau die richtige Bettschwere um im Zimmer nur noch in den Schlafsack zu „fallen“ und sind sofort im Land der Träume.

25.03.06
Wir schlafen ordentlich aus – was in Lappland ungefähr bis 07:30 Uhr heißt und frühstücken in Ruhe. Sven und Doreen haben noch eine Hundeschlittentour vom Polarkreis nach Solberget gebucht und wir fahren alle mit, um den Start zu beobachten. Sobald der erste Hund aus der Box gelassen wird, ist die Luft von unglaublichem Gebell und Geheul erfüllt. Alle helfen mit beim Anschirren und Einspannen der Hunde – leichter gesagt als getan, die zum Teil eher kleinen und zierlichen Tiere entwickeln eine unglaubliche Kraft und wir haben Mühe, sie so lange zu halten, bis sie vorm Schlitten eingespannt sind. Der Geräuschpegel nimmt erst ab, als die Hunde endlich starten dürfen – jetzt heißt es nur noch, nicht im Weg stehen. Die Schlitten rasen an uns vorbei und sind innerhalb weniger Minuten am Horizont verschwunden.


   
Kurz vor dem Start ist das Hüpfen, Jaulen und Bellen auf dem Höhepunkt. Die Hunde sind zum Laufen geboren!   Polarkreis-Denkmal – mitten in der Wildnis.  

Wir nutzen den Moment, um noch DAS Foto unterm Polarkreis-Denkmal zu machen und fahren in aller Ruhe zurück nach Solberget. Kleinere Skitouren in die Umgebung oder einfach gemütliches Beisammensitzen füllen den restlichen Vormittag.
Am Nachmittag gibt es noch eine geführte Skitour auf den Vittukavaara, einen Berg in der Nähe. Die Tour ist diesmal anspruchsvoller, es geht viel hoch und runter. Bilanz des Tages: Müde Skifahrer und ein gebrochener Skistock.
Zum Abendessen werden wir gründlich entschädigt - es gibt einen einmalig zarten Elchbraten – und wir erwägen, Dirk den Goldenen Kochlöffel zu verleihen. Gegen sieben versammeln sich alle im Tippi, wo ein Freund von Dirk, ein alter Same, aus seinem Leben als Rentierzüchter erzählt. Das Zelt wird vom Lagerfeuer gemütlich warm und wir sitzen bequem auf mehreren Lagen Rentierfellen. Am Ende dürfen wir natürlich alle unsere Fragen stellen und nutzen die Gelegenheit, um zu erfahren, dass ein Same nie über die Zahl seiner Rentiere redet und dass es durchaus möglich ist, in die Gemeinschaft der Samen einzuheiraten und Rentierzüchter zu werden. Allerdings ist das heutzutage kein wirklich lukratives Geschäft mehr, die Weideflächen werden immer kleiner und es gibt keine Familie mehr, die sich nur von der Rentierzucht über Wasser halten kann. Die Samen ereilt dasselbe Schicksal wie die Ureinwohner in allen Ländern der Welt – sie werden mit allen ihren Traditionen von der Moderne und ihren „Errungenschaften“ überrollt.
Der Tag klingt aus bei heißem Kakao und im Feuer gebackenen Waffeln.

26.03.06
Unser letzter Tag im Wildnisdorf. Nicht gerade emsig packen wir unsere Rucksäcke. Eine letzte Skitour oder Rundgang um Solberget wird gemacht, letzte Eindrücke werden gesammelt. Zum Schluss verabschieden wir uns von den Rentieren – mit einer großen Portion Bartflechten. Die Rentiere sind so verrückt danach, dass uns die sonst eher scheuen Tiere fast umrennen.


Wir verabschieden uns von den Rentieren mit einer großen Portion Flechten, die gierig umkämpft wird. 

Ein letztes Gruppenfoto wird geschossen und dann heißt es auch schon Abschied nehmen von diesem herrlichen Flecken Erde. Jeder hat mehr oder wenige große Souvenirs im Gepäck – von getrocknetem Rentierfleisch über Fladenbrot bis Rentiergeweih ist alles dabei!
Dirk bringt uns zum Bahnhof und wir steigen in den Zug Richtung Stockholm. Am meisten werde ich die absolute Stille Lappland vermissen – kein Radio, kein Fernsehen, kein Straßenlärm, kein Handyklingeln. Eine ganz neue Erfahrung, aber ich möchte sie nicht missen. Und ich bin sicher, dass es mich in Zukunft noch oft in die Weite, Ruhe und Einsamkeit Lapplands ziehen wird.

Dienstag, 28.03.06
Gestern bin ich in Drseden aus dem Flugzeug gestiegen und hatte nur einen Gedanken: Ist das Rentiergeweih, das ich außen an den Rucksack gebunden hatte, heil angekommen? Und dann Erleichterung, als der Wagen mit dem Sperrgepäck kommt: Es ist! Jetzt ziert dieses herrliche Mitbringsel (übrigens das Geweih von Peiivve, dem verfressenen Sonnengott) meine Wohnzimmerwand und wird mich für immer an die Reise erinnern.
Heute wieder im Büro bin ich noch immer dabei, die Eindrücke und Erfahrungen der letzten Woche zu verarbeiten. Nicht zuletzt gehört dazu auch die Nachbereitung der Reise für meine Kunden. Eins ist klar: Bei Reisen, die man selbst erlebt hat, kann man die Kunden selbst über jedes noch so winzige Detail beraten. Also: Fragen Sie mich!

Livia Kleinert


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