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Reisebericht Jemen „15 Tage Trekking und Erlebnisreise Djibal Al-Khadra“ vom 10. März 2007 – 24. März 2007 von Bettina Taudien

Unsere Reisegruppe, bestehend aus vier Menschen, findet sich dank des Instinkts des Mitarbeiters von Dubaí-Tours in der Ankunftshalle des Sanaáer Flughafens am Abend des Ankunftstages.

Wir werden in zwei Jeeps zum urigen Hotel „Arabia Felix“, direkt in der Altstadt von Sanaá gelegen, gefahren, wo wir uns für zwei Nächte einrichten können. Die Zimmer sind einfach, aber gemütlich und die sanitären Anlagen befinden sich auf dem Flur.

Zum Kennenlernen nehmen wir noch einen späten abendlichen Umtrunk (Wasser) mit unseren beiden Reiseleitern Jamil und Galal im Hotelgarten ein. Dort äußern wir auch unsere Erwartungen an die Reise. Anschließend falle ich müde ins Bett.

Am nächsten Morgen geht es los, Sanaá zu erkunden.

Die Stadt hat das Prädikat UNESCO Weltkulturerbe redlich verdient! Die Altstadt ist wirklich malerisch – wie in 1001 Nacht. Wir bummeln nach einem Museumsbesuch entspannt durch die engen Gassen und besuchen auch den Suq, der noch völlig der einheimischen Bevölkerung gehört und nicht von ausländischen Touristen okkupiert ist.

Tags darauf fliegen wir ganz in den Süden des Jemen, nach Aden, um von dort aus mit dem Jeep in die Berge zum Trekking zu fahren. Nach einer Übernachtung und einem ganz tollen Abendessen in einer Garküche am Meer, wo wir den fangfrischen Fisch, den wir uns zuvor auf dem Fischmarkt selbst ausgesucht haben, gegrillt verspeisen, geht es los zum Jebel Al-Khadra.

In den Bergen sind die Pisten so schmal, dass wir zum Teil nur im Schritttempo fahren können. Aber so haben wir genug Zeit, uns die Dörfer, die entlang des Weges liegen, anzuschauen. Dort gibt es meist weder Strom noch fließend Wasser und die Frauen holen das Wasser mit Kanistern aus einem Brunnen in der Nähe des Dorfes – was für eine Leistung!

Wir übernachten auf dem Dach des Hauses einer gastfreundlichen Familie und abends ziehen dann noch „unsere“ Kamele mit den Beduinen ins Dorf ein, damit wir am nächsten Morgen früh starten können.

Täglich rund 25 km Weg erwartet unsere Füße, wobei es teilweise in den Tälern recht eben voran geht, aber oft auf einige Hundert Meter Höhenunterschied in den Bergen zu bewältigen gilt. Das Trekking ist doch recht anstrengend und bedarf einer guten Kondition

Zu Fuß sind wir in der herrlichen Bergwelt unterwegs, wo Autos nun mal nicht hinkommen. Es ist ein einmaliges Erlebnis, dort abends müde auf dem Berg zu sitzen und Tee zu trinken, und die grandiosen Eindrücke vom Tage Revue passieren zu lassen.

Oder nach einem schweißtreibenden Anstieg plötzlich in ein Tal zu kommen, in dem Palmen stehen, ein Bach entlang fließt und uns am Rastplatz sogar noch ein „Hammam“, ein Bad, erwartet! Welche Überraschung – ein Badezimmer aus Natursteinen, gespeist aus dem Zusammenfluss von einer kalten und einer heißen Quelle – himmlisch!

Während der Wanderung kommen wir immer wieder durch Dörfer und wir sind inmitten der Jemeniten, die neugierig fragen, wer wir seien, wohin wir wollen.
Ich habe selten so offene, liebe und gastfreundliche Menschen erlebt wie hier im Jemen!

Wir Frauen werden dann von den Jemenitinnen hinter das Haus gerufen – lasst die Männer mal unter sich vor dem Haus zusammen sitzen! – und bekommen dort Tee mit Fladenbrot serviert.
Dann findet die Unterhaltung zwischen uns mit Händen und Füßen, mit Hilfe von ein paar arabischen Brocken, die wir in der Zwischenzeit von unseren Reiseleitern gelernt haben, statt und wir haben die Ehre, die Frauen ohne Schleier zu sehen, die uns stolz ihre Kinder zeigen.
Und die Kinder schleppen flugs ihre Lieblingstiere an – alle sind so lieb und herzlich!

Am letzten Abend kommen wir durch den größeren Ort Jafrus und übernachten dann zum letzten Mal unter freiem Himmel in Gesellschaft von Millionen von Sternen auf der anderen Seite des Berges, um dann am nächsten Morgen im „Nebeltal“ den Markt zu besuchen. Dort wird alles Mögliche verkauft, aber hauptsächlich ist es ein Viehmarkt für die Einheimischen.

Dann heißt es Abschied nehmen von „unseren“ Beduinen und Kamelen. Es fällt uns schwer, denn in den letzten fünf Tagen sind wir zu einem guten Trupp zusammengewachsen.
Wir sind beeindruckt von der Leichtigkeit, mit der die Beduinen die Berge unter ihre Flipflops nehmen, während wir uns schwerfällig in festen Wanderschuhen bergauf und bergab bewegen.

Also – die Zivilisation hat uns wieder: die nächste Station heißt Taiz, eine Stadt in einer Talsenke, die sich allerdings kilometerweit die umliegenden Berge hinaufzieht.
Es ist beeindruckend, in welcher Höhe die Jemeniten noch Häuser bauen!

In Taiz bleiben wir zwei Nächte, bummeln durch die Stadt, kaufen hier Früchte und CDs, dort einen Krummdolch oder Gewürze ein, und besichtigen den Palast des letzten Imam, der leidenschaftlicher Sammler aller möglichen Dinge (Uhren, Parfüms, Waffen, Kleidung usw.) war. Ein abenteuerliches Sammelsurium.

Dann machen wir uns mit den Jeeps wieder auf den Weg in die Tihama, der „heißen Ebene“ am Roten Meer. Dort leben die Ärmsten der Armen im Jemen. Das Hafenstädtchen Mocha, von der der Kaffee seinen Namen „Mocca“ ha, ist fast verwaist, da hier kein Kaffee mehr verladen wird.

Wir übernachten in einem Hotel am Meer und haben die Gelegenheit zu einem Bad und Muschelsammeln am menschenleeren Strand. Ein Nachmittag zum Relaxen und Seele baumeln lassen.

Früh am nächsten Morgen geht es weiter in die Berge des Haraz-Gebirges, also weiter nach Norden, unerbittlich unserem Endziel Sanaá entgegen.
Die Berge sind schroff und die Dörfer kleben wie Vogelnester auf den Klippen.

Am letzten Nachmittag kommen wir in Kaukaban an, einem Dorf auf 2.720 m Höhe, wo es recht kalt ist. Kaukaban ist eine Festung, die im letzten Krieg aus der Luft bombardiert wurde, weil es vom Land her uneinnehmbar war. Die Leute flohen nach Schibam, einem Ort am Fuße des Berges und so leben nur noch ca. 500 Einwohner in Kaukaban.

Dann geschieht das Unfassbare: Der letzte Tag im Jemen bricht für uns an.
Wir starten bei der frostigen Temperatur von 5 Grad Celsius von Kaukaban Richtung Sanaá.
Doch noch zögern wir das Ende heraus und sehen uns das zauberhafte Dorf Thulla an, das uns durch den mittelalterlichen Stadtkern fesselt.

Dann erreichen wir mittags schließlich und endlich wieder Sanaá, wo wir bis zum Abflug am späten Abend noch ein Zimmer im „Arabia Felix“ haben.
Uns lässt diese herrliche Stadt so schnell nicht los und jeder geht noch einmal auf eigene Faust los, um sich in der Altstadt zu verlieren.

Abends dann heißt es bei einem letzten gemeinsamen Abendessen mit unseren Reiseleitern, offiziell Abschied nehmen.
Wir sind mittlerweile wie eine Familie hier, so herzlich geht es zu.

Ich verlasse wieder einmal mit zwei weinenden Augen ein wunderbares Land und wunderbare Menschen.



Bettina Taudin.


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