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Wandern im Großen Kaukasus Reisezeitraum: 01.08.2015 bis 16.08.2015 Foto-Reisebericht von Volkhart Erdmann
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„In Georgia no Problem“ |
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... lautet die für alle Lebenslagen allgemeingültige Formel, wie wir von unserem Fahrer Nodari lernen, als er nahe Tbilisi einen recht unkonventionellen Weg wählt, auf die Georgische Heerstrasse zu rangieren. Auch so mancher der ausgebremsten Verkehrsteilnehmer wird angesichts unseres Manövers jene Worte mit nachsichtigem Lächeln gemurmelt haben.
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Unsere Wanderreise beginnt |
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... wie solche Reisen zu beginnen pflegen – mit einer Stadtbesichtigung: Zur Eingewöhnung und Lockerung des Bewegungsapparates erkunden wir zuerst das Zentrum der georgischen Hauptstadt mit seinen balkon-und verandengeschmückten Wohnhäusern, spazieren von der Metechi Kirche über die Antschischati Kirche bis hin zur Sioni Kathedrale. Der sich anschließende Rundgang in der alten Hauptstadt Mzcheta wird aufgelockert durch die Besichtigungen der Dschwari Kirche sowie der Swetizchoveli Kathedrale, während der Halt an der Wehrkirche Ananuri eine willkommene Abwechslung auf der Weiterfahrt nach Gudauri bietet. Auf die fakultative Besichtigung der hiesigen Kapelle wird zugunsten des ersten georgischen Abendessens gemeinschaftlich verzichtet.
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Es grünt so grün |
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... im Chada-Tal, das uns schon mal auf die späteren Wanderungen in Swanetien einstimmt. Mit seinen grünen Hügeln und den umgebenden Bergketten mutet es recht alpin an. Kommen wir anfangs über sattgrüne Matten und schmale Viehpfade dem Pausenziel, einem mittelalterlichen Wachturm, auch zügig voran, so sehen wir uns jäh von einem Urwald aus mannshoch wucherndem Grünzeug gebremst. Kaum ist der Trampelpfad in dem wuchernden Grün zu erkennen; wir aber sehen die Natur und ihren bunten Blütenteppich in einem so ungewohnten wie wunderbaren Blickwinkel: auf Augenhöhe.
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Prometheus |
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... wurde bekanntlich vor Langem schon von Herakles aus seiner misslichen Lage am Kasbeg befreit. Zu Beginn unserer Wanderung im Sno-Tal können wir uns per Teleobjektiv vom Wahrheitsgehalt der Sage überzeugen. Überzeugen können wir uns auch angesichts einer umgenutzten Wagentür vom Einfallsreichtum, den Prometheus bei der Erschaffung der Menschen wohl übermäßig an die Georgier verteilt hat. Unterschiedlich verteilt ist in unserer Gruppe an diesem Tag auch die Motivation, sich bei der Besteigung der Tetu-Spitze durch besonderen Ehrgeiz hervorzutun. So gefällt es den einen, mit einer Gruppe junger Damen am See Nudeln zu kochen, anderen dagegen, die Spitze zu erklimmen, und den Verbliebenen, vom halben Hang aus den Gipfelstürmern zuzusehen. Wieder vollzählig versammelt fallen wir abends über den Reichtum der aufgefahrenen Speisen her und füllen die verbrauchten Mineralien aus dem Kasbegi-Bier auf.
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Einer geht seinen Weg |
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... und sorgt damit für Aufregung. Doch zunächst wandern wir vom Dorf Gergeti die sandigen Serpentinen hinauf zur Zminda Sameba, der Heiligen Dreifaltigkeit Kirche. Mit uns unterwegs sind unzählige weitere Besucher, bequem in Jeeps kutschiert, deren Reifen den Erdboden zu jenem Staub zermahlen, der uns jetzt umhüllt. Die Abkürzungen zwischen den Kurven wären eine unbelastete Alternative, sind für den Aufstieg aber zu steil. Oben angekommen versöhnen uns dafür wolkenfreie Ausblicke auf den Kasbek, detaillierte Einblicke in die Kirchenausgestaltung sowie interessante Motive im Gegenlicht. Während wir uns den Rückweg wieder die Serpentinen hinab schlängeln, bemerken wir mit Schrecken: Einer fehlt! Er hat im unbemerkten Augenblick geradewegs die Abkürzung genommen und erwartet uns nun froh und munter in Gergeti. Beim anschließenden Besuch der Grenze zu Russland wird jener einer folgerichtig stets ermahnt, ja bei der Gruppe zu bleiben und keine Abkürzungen zu unternehmen. Und erst als Nino uns vollzählig beim Abendessen versammelt sieht, glättet sich die in Sorge dreifaltig gelegte Stirn unserer Reiseleiterin.
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Nach Swanetien |
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... müssen wir zunächst wieder die gesamte Georgische Heerstrasse südwärts bis nach Tbilisi fahren, um dort die Route der ehemaligen Seidenstrasse gen Westen über die Höhlenstadt Uplisziche bis nach Kutaisi einzuschlagen. Die einige Stunden währende Fahrt lädt dazu ein, die Eigenarten georgischer Verkehrsverhältnisse kennen zu lernen. Mögen diese in unseren Augen auch etwas befremdlich erscheinen, für Einheimische sind Obst-und Honigverkäufer direkt an oder Kühe und Esel mitten auf der Autobahn „In Georgia no Problem“!
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Eis gibt es nicht |
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... im Kloster Gelati. Dafür aber eine Kostprobe georgischen Kirchengesanges, angestimmt von einem das Kloster wieder bewohnenden Mönche. Es ist keine folkloristische Einlage, sondern Teil des normalen Tagesablaufs, den auch die umherstreifenden Besucher nicht stören. Zum Glück ruhen auch die Bauarbeiten der Restauratoren, so dass wir in nahezu andächtiger Atmosphäre die Architektur und uralten Wandmalereien auf uns wirken lassen können. Auch auf uns wirken lassen wir abends, nach der Ankunft im Dorf Betscho, die fürstlich gedeckte und mit swanetischen Leckereien nahezu überladene Tafel, auf die noch während des Mahles Teller auf Teller nachgeschoben wird, bis das Geschirr über die Tischkanten zu rutschen droht.
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Die Uschba |
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... macht an diesem Abend ihrem Namen alle Ehre. So zeigt sich „Die Fürchterliche“ von ihrer zürnend bedrohlichen Seite und taucht die umliegenden Bergmassive in ein Spiel der Kontraste zwischen Fels und Eis, Dunkel und Licht, das zugleich so abweisend wie faszinierend auf das Auge des Betrachtes wirkt. Doch der Zorn ist bekanntlich eine kurze Raserei und am nächsten Morgen schon zeigt sich das georgische Matterhorn reuig im besten Licht, ideal für unseren Aufstieg zu seinen Wasserfällen.
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Tradition und Moderne |
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... vereint Mestia auf unvergleichliche Weise im Nebeneinander seiner Bauwerke. Wohnhäuser im beliebten Chalet-Baustil schmiegen sich an uralte, weitgehend restaurierte Wehrtürme. Die futuristische Architektur von Flughafen, Polizeiwache oder neuen Brücken bildet zu den trutzigen Bollwerken einen interessanten Kontrast. Doch davon scheinen die beiden ihr Rad reparierenden Jungs völlig unbeeindruckt, ebenso wie der mächtige Tetnuldi.
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So beeindruckend |
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... Kasbeg, Uschba und Schchara in Dominanz, Gestalt und Höhe sind – kann man seinen Blick ihrer magischen Anziehungskraft entreißen, lassen sich auch direkt zu unseren Füßen allerlei Farb-und Schattenspiele entdecken. An diesem Abend aber wusste der Tetnuldi mit glühendem Eifer allen Zauber der Berge auf sich zu vereinen.
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Der Goldrausch |
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... erwischt uns eiskalt direkt am Tschalaadi-Gletscher. Dabei beginnt der Tag eher unspektakulär mit den üblichen Vorbereitungen zur heutigen Wanderung. Anfangs geht es über blühende Almen und vorbei an Lorbeerbüschen, bis die Vegetation immer mehr Steinen und Geröll Platz macht. Schließlich balancieren wir über die Moräne und entlang des Gletscherbaches hinauf zu den Eismassen. „Gold! Hier gibt‘s Gold!“ ruft es plötzlich, was eingedenk der Argonautensage vom Goldenen Vlies niemanden erstaunt. Tatsächlich glänzen hier und da münzgroße Nuggets im Geröll. Und während die Kurzentschlossenen schon erwägen, das metallene Gelb mittels Steinschlag herauszulösen, kommt von geologisch bewanderter Seite der höfliche aber bestimmte Hinweis, wir hätten von Gold doch keinen blassen Glimmer. Auch wenn jetzt dem Rausch des Reichtums der Kater der Ernüchterung folgt, sind wir doch um ein nicht alltägliches, gemeinschaftliches Erlebnis reicher.
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Aus der Ferne |
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... wirkt Uschguli wie ein vergessenes, überdimensionales Dominofeld. Wehrturm steht neben Wehrturm, mancher stolz und trutzig, manch anderer instabil und schief, ein potentieller Auslöser des nächsten Georgia-Domino-Day. Die Auswirkungen jahrelangen Leerstands und witterungsbedingter Heimsuchung prägen den Charakter der fünf Ortsteile: je tiefer im Tal gelegen, desto mehr Gebäude sind Geröllabgängen und Schneelawinen zum Opfer gefallen und verwaist. Dank umfangreicher Investitionen aber nehmen Neu-und Wiederaufbautätigkeiten deutlich zu, um einerseits dem Status als Weltkulturerbe, andererseits auch dem Komfortbedürfnis der zunehmenden Touristenzahlen gerecht zu werden. Folgt die Renovierung momentan eher noch pragmatischen Anforderungen als restauratorischen Überlegungen, so bleibt zu hoffen, dass Uschguli dereinst sein ursprüngliches Gesicht wieder erhält.
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Aus der Nähe |
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... und oft nur im Verborgenen dagegen offenbart sich dem aufmerksamen Besucher die vergangene Schönheit Uschgulis. So sind es großflächig verglaste Verandas, durchbrochenes Schnitzwerk oder farbenfrohe Wandornamente, die einen ungefähren Eindruck vom früheren Aussehen bewohnter Häuser vermitteln. Und sieht man oft noch durch leere Fensterhöhlen hindurch auf verfallende Wehrtürme, so zeigt sich beim vorsichtigen Blick durch ihre offene Türen die so häufig gepriesene Freundlichkeit der Swanen.
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Auf den Hund gekommen |
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... sind wir im positiven Sinne durch unseren jungen Begleiter, der sich der Gruppe und der heutigen Wanderung zur Schchara-Südwand wie selbstverständlich anschließt. Seine wahren Beweggründe bleiben uns verschlossen. Vielleicht treibt ihn einfach nur die Langeweile, vielleicht auch nur die aus Erfahrung antrainierte Aussicht auf Streicheleinheiten und vor allem angemessenen Anteil an den Lunchpaketen. Nun, sein sprichwörtlich guter Riecher und seine zutrauliche, zurückhaltende Art haben ihn auch diesmal voll auf seine Kosten kommen lassen. Doch das gilt auch für uns. Zwar hält sich die Schchara den ganzen Tag schüchtern bedeckt, doch in einem unbeobachtet geglaubten Moment, als wir ihr schon den Rücken gekehrt haben, lüftet sie ihren Wolkenmantel und gewährt einen kurzen Ausblick auf den höchsten Gipfel Georgiens. Unser Dzaghli hat dafür deutlich weniger Augen. Lieber kühlt er seinen jugendlichen Übermut und misst seine überschüssigen Kräfte an ebenso artfremden wie verständnislosen Spielkameraden.
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Unsere Wanderreise endet |
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... wie solche Reisen zu enden pflegen – mit einem Abschiedsessen: Auf der Hotelterrasse hoch über dem abendlich erleuchteten Kutaisi tragen so manche Karaffe georgischen Weins und Chachas ihren Teil und Inhalt zu einem wundervollen Abend und unvergesslichen Urlaub bei.
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Georgien |
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... hat unsere Erwartungen und angelesenen Vorstellungen bei Weitem übertroffen. Nicht nur die Landschaft ist so vielseitig wie grandios, auch die Menschen, ihre unaufdringliche Freundlichkeit und herzliche Offenheit laden zum Reisen und Verweilen in ihrem schönen Land ein. Ganz besonders und lobend hervorzuheben sind außerdem unser Gästehaus in Betscho für die beispielhafte Gastlichkeit, Unterbringung und Bewirtung sowie unser Fahrer Nodari, der uns so sicher wie unterhaltsam um alle Verkehrswidrigkeiten gekurvt hat. Und zu guter Letzt natürlich unsere vorbildliche Reiseleiterin Nino, die uns immerzu aufmerksam und hilfsbereit, freundlich und fröhlich begleitet hat.
Wandern im Großen Kaukasus Reisezeitraum: 01.08.2015 bis 16.08.2015 Foto-Reisebericht von Volkhart Erdmann
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