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Georgien - Endlosen Wundern auf der Spur
15 Tage, Kultur und Trekking
Tourbeschreibung


07.09.2004 Anreise und Stadtbesichtigung

01.00 Uhr Abflug Berlin-Schönefeld
05.45 Uhr Landung Moskau-Sheremetyevo, der Aufenthalt in Moskau ist nicht sehr erhebend, zum Glück konnten wir von Schönefeld unser Gepäck bis Tbilisi durchchecken, so dass wir uns darum nicht kümmern müssen. Die Geschäfte sind fast alle noch geschlossen und zum Schlafen bietet sich kaum eine Möglichkeit. Ich bin jedenfalls froh, dass wir pünktlich 09.35 Uhr von Moskau-Sheremetyevo nach Tbilisi abfliegen. Der Flug ist angenehm, nachdem ich einen Teil meines Schlafdefizits ausgeglichen habe ist Zeit, die Landschaft, die wir überfliegen, zu betrachten.
Ca. 13.00 Uhr landen wir in Tbilisi; Die Einreiseformalitäten sind schnell erledigt und auch das Gepäck lässt nicht auf sich warten, so dass wir schnell das Flughafengebäude verlassen können. Draußen erwartet uns bereits Thetu. Zu verfehlen ist sie nicht, denn auf einem Schild steht Schulz Aktiv Reisen und unsere Namen. Mit dem Auto geht es dann zum Kucheti-Hotel, in dem wir übernachten werden. Wir bekommen 1 Stunde Zeit uns frisch zu machen und noch etwas auszuruhen, dann fahren wir in die Stadt zum Geldtausch und anschließend zum Rundgang durch die Altstadt von Tbilisi. Wir besichtigen die Metechi-Kirche, die Schwefelbäder, erklimmen den Berg auf dem sich die Ruinen der Narikala-Burg befinden und genießen den Blick über die Stadt, weiter führt uns der Weg zur Zioni-Kirche und zur Antschißchati-Kirche. Etwas geschafft und mit reichlich Informationen zu den Besichtigungsobjekten versehen, begeben wir uns in ein nettes Restaurant in der Nähe des Irakli-Platzes zu unserem Begrüßungsessen.



08.09.2004 - Fahrt von Tbilisi über Mzcheta, Gori in den Borjomi-Nationalpark

Zum Frühstück ist auch das dritte Mitglied unserer Reisegruppe eingetroffen und wir begeben uns mit dem Kleinbus auf Tour. Zunächst fahren wir in Richtung Mzcheta. Besichtigen oberhalb von Mzcheta die weithin sichtbare Dshwari-Kirche. Danach geht es hinunter nach Mzcheta, wo wir die Sweti Zchoweli Kathedrale, die das Gewand Christi beherbergen soll, besichtigen. Die Fahrt geht weiter nach Gori, der Geburtsstadt Stalins. Dort schauen wir uns das Geburtshaus Sta-lins an und besuchen das Stalin-Museum. Anschließend essen wir Mittag außerhalb von Gori an einem kleinen Teich im Restaurant „Venezia“. Auf dem weiteren Weg über Khašuri nach Borjomi kaufen wir bei fliegenden Händlern am Straßenrand Obst ein und haben das Glück, den Großen Kaukasus zu sehen. Angekommen in Borjomi decken wir uns zunächst mal mit Mineralwasser, welches die Ursache für die Berühmtheit des Ortes ist, in Unmengen ein. Das soll für die Tage bis zum Ende unserer Wanderung reichen. Nun führt uns der Weg zur Nationalparkverwaltung, wo wir uns melden müssen und einen Begleiter bekommen, der das Tor zum Nationalpark öffnet. Meine Hoffnung dort Kartenmaterial zu erhalten, ist leider vergeblich, lediglich ein Faltblatt mit groben Wegbeschreibungen ist zu bekommen. Nun gut, besser als gar nichts.
Angekommen in Likani im Borjomi-NP, bauen wir die Zelte auf und fahren anschließend zurück nach Borjomi, wo wir den Zaren-Palast und den Park der Roma-nows besichtigen. Von der einstigen Wintersport-Hochburg der Sowjetunion ist außer den doch etwas vernachlässigten Unterkünften nichts mehr zu erkennen. In einer Bäckerei kaufen wir das Brot für die nächsten Tag ein und gehen anschließend in ein Restaurant zum Abendessen.
Zurück an unserem Zeltplatz er-wartet uns Soso, unser zweiter Begleiter, schon mit einem Lagerfeuer.



09.09.2004 – Wanderung im Borjomi-Nationalpark und Fahrt nach Vardzia

Nach dem Frühstück beginnt unsere Wanderung im Borjomi-NP von Likani (1000 m üNN) für ca. 6 Stunden über die Route 1 bis zur Kreuzung der Route 6 (Bairargis-Serri 1700 m üNN) nach Kvabiskhevi (1020 m üNN). Als Bergführer steht uns Dima zur Verfügung. Der Aufstieg erfolgt in Serpentinen durch Wald mit teilweise sehr feuchten und glitschigen Wegabschnitten - es ist nicht mein Tag, schon gar nicht weil es sofort bergauf geht. Oben ange-kommen rasten wir erst einmal. Dann führt uns der Weg nahezu gerade auf ein Plateau, von wo wir eine phantastische Sicht auf die umliegenden Berge und Täler genießen können. Der Abstieg nach Kvabiskhevi hat es wieder in sich. Es geht steil bergab. Am Ende gelangen wir in ein wunderschönes weites Tal mit Wiese und Felsformationen, die etwas an die Sächsische Schweiz erinnert. Nach einer guten Stunde Weg durch das Tal und einen Abstecher auf die sogenannten Signal-Berge treffen wir auf Thetu und Sasa, unseren Fahrer. Sie haben eine Überraschung für uns – es gibt im Gebirgsbach gekühlte Melone, was bei den Temperaturen neben dem Kühlen der Füße im Bach eine hochwillkommene Erfrischung ist. Wir verabschieden uns von Dima und fahren über Akhaltsikhe weiter nach Vardzia. Unterwegs wird noch Bier und Brot eingekauft. Die Fahrt ist ein Ereignis für sich, hier wird die Entfernung nicht in Kilometern angegeben, sondern in Stunden. Das hat jedoch bei den Straßenverhältnissen durchaus seine Berechtigung, denn wir fahren Schlaglochslalom und - da auch Kühe und Schweine Verkehrsteilnehmer sind - auch mal ein Kuh- oder Schweine-Slalom. Manchmal hat es den Anschein hier gilt Rechts- und Linksverkehr gleichermaßen.
Wir folgen dem Flusslauf der Kura bis nach Vardzia, wo wir unterhalb der Höhlenstadt am Flussufer unsere Zelte aufbauen. Zum Abend gibt es neben Käse, Schinken, Tomaten, Gurken, Knoblauch, Brot, Tee und Wodka, Schaschlyk, der von Sasa zubereitet wird.




10.09.2004 Von Vardzia nach Abastumani

Am frühen Vormittag steigen wir zur Höhlen-stadt aus dem 12. Jh. mit ihren über 2000 Höhlen hinauf und durchstreifen diese. Ursprünglich war die Höhlenstadt von außen nicht zu sehen, doch ein Erdbeben führt zum Absturz der davor befindlichen Wand. Die Höhlenstadt bot beim Herannahen von feindlichen Gruppen bis zu 50 000 Menschen Schutz. Wir sehen uns die Tamara-Quelle an, besichtigen die Kirche mit etwas dunklen Fresken. Die Türken sollen hier eine Unmenge an Kerzen abgebrannt haben, um mit deren Ruß die Fresken zu vernichten. Sie haben es nicht geschafft. Zum Glück für uns. Auf Traversen geht es vorbei an der Apotheke, den Schlafsälen der Priester und Mönche sowie deren Weinkeller. Durch einen Tunnel gelangen wir wieder nach draußen und steigen vorbei an Wunschbäumen zum Parkplatz ab, wo Sasa schon auf uns wartet. Nachdem wir und an frischen Pflaumen vom Baum gesättigt haben, fahren wir zurück in Richtung Akhaltsikhe. Unterwegs halten wir noch an den Höhlen von Vanis Kvabebi, besichtigen die kleine Kapelle, zu den Höhlen steigen wir nicht auf und genießen den Ausblick auf die wunderschöne Landschaft.
Unser Weg führt uns weiter zu den Ruinen der Festung Khertvisi. (10 Jh.). Wir durchstreifen das Gelände und verschaffen uns so einen Überblick über die hervorragende Lage zur Verteidigung gegen Angreifer. Mittlerweile knurrt uns der Magen und am Flussufer der Kura suchen wir uns einen Platz zum Picknick.
Weiterfahrt nach Akhaltsikhe, wo Tethu und Soso für die näch-sten Tage Tomaten, Gurken, Schinken, Wurst, Käse und Brot einkaufen und wir unseren Berg-führer (Karlo) für die nun folgen-den Wandertage treffen.
Von Thetu müssen wir uns leider verabschieden, sie übernimmt in den nächsten Tagen eine andere Reisegruppe aus Deutschland. Schade, sie war ein wirklich guter Guide und hat uns viele Informationen zur Geschichte und gegenwärtigen Situation Georgiens sowie zu den von uns besichtigten Sehenswürdigkeiten gegeben. Als Dolmetscher steht uns nun nur noch Soso zur Verfügung.
Mit Karlo trifft auch Dato ein, so dass wir für die weiteren Wanderungen für uns 3 Reiseteilnehmer 3 Betreuer haben. Mit dem Kleinbus geht es dann weiter nach Abastumani. Unterwegs fahren wir noch zu dem Bauern, der uns ein Packpferd zur Verfügung stellen wollte, doch entweder er oder das Pferd sind nicht ganz in Form, so dass dieser Abstecher nicht von Erfolg gekrönt ist. Unsere Betreuer versuchen in dem Dorf andere Pferde aufzutreiben jedoch auch das ohne Erfolg. Nun, wir werden am anderen Tag weitersehen.
Beim Zeltaufbau auf dem Gelände des „Abastumanskaya astrophysikalskaya observatoria“ fängt es an zu regnen, wenig angenehm, doch „Zelofani“ – Plastikplanen sind zur Hand, so dass die Zelte, unser Abendbrot und wir nicht nass werden.
Gegen 22.00 Uhr besichtigen wir das derzeit größte Spiegelteleskop (Carl Zeiss Jena – Made in GDR, 1976) des astro-physikalischen Observatoriums – das Sterngucken fällt wegen Regen aus.
Zunächst erhalten wir einige Informationen zum Planetensys-tem, die Übersetzung ist etwas komplizierter, doch da wir von Astronomie schon etwas in der Schule gehört haben, konnten wir den Erklärungen des kompetenten Hobby-Astronomen mit viel Spaß und Diskussion folgen. Zum Glück gibt es dort auch Strom, so können die Akkus für Soso´s Handy und für meine Kamera aufgeladen werden – prima, denn ich möchte noch ´ne ganz Menge Foto machen und ob da ein Akku ausreicht, ist fraglich.



11.09.2004 – Von Abastumani auf den Berg Mamlismta

Gegen 5.00 Uhr morgens werden wir geweckt, Sterne gucken ist angesagt – es ist ein phantastischer Sternenhimmel, doch wir lehnen dankend ab. Almut hat sich den Magen verkorkst und braucht erst einmal entsprechende Tropfen, Thilo findet Weiterschlafen viel besser als Aufstehen und ich finde, der Aufwand lohnt für eine Person nicht, zumal es in Radebeul auch eine Sternwarte gibt.
Nach dem Frühstück zunächst Ratlosigkeit – Packpferde gibt es noch immer nicht, gegen Mittag fahren wir mit dem Kleinbus zu einer Fischaufzucht-Station und besichtigen diese. Inzwischen ist ein Lada Niva für den Gepäcktransport eingetroffen, so kann die Wanderung beginnen. Von 1310 m üNN wandern wir stetig bergauf bis in das Dorf Abastumani (1990 m üNN). Am Wegesrand sind eindeutig Merkmale vulkanischen Ursprungs des kleinen Kaukasus zu sehen – Geologen hätten ihre Freude daran. Wiesen mit Herbstzeit-losen und anderen Blumen verschönern den Aufstieg. Mit zunehmender Höhe biete sich ein imposantes Bild von Bergen und Wolken. Den Berg Mamlismta erklimmen wir jedoch nicht mehr, da inzwischen Wolken aufgezogen sind, es ist nass und stürmt, so dass an Zeltaufbau in der Höhe gar nicht zu denken ist. Die Dorfbewohner raten uns zur Tourbasa-Hütte (1810 m üNN) abzusteigen und dort zu übernachten. Das Gepäck lassen wir oben, es sollen ja noch die Packpferde kommen. Doch am Ende holen Karlo, Dato und Soso das Gepäck vom Dorf Abastumani runter, unterstützt werden sie dabei von einigen Dorfbewohnern. Wir genießen inzwischen die tolle Aussicht.



12.09.2004 – Nebelwanderung

Vor dem Frühstück drehen wir eine kleine Runde in der Nähe unserer Unterkunft. Der Morgen hat eine Überraschung gebracht. Berge, die am Abend zuvor noch im typische grau-grün der alpinen Zone zu sehen waren, haben sich ein weißes Kleid zugelegt – nachts hatte es geschneit. Auf dem Rückweg zur unserer Hütte erhalten wir von den Bergbauern die Information, dass im Nachbartal Schnee liegt und eine Wanderung zum Berg Mephistskaro nicht möglich ist. Es wird beschlossen, ein zweites Mal in der Hütte zu übernachten. Nach dem Frühstück beginnen wir unsere etwa vierstündige Wanderung. Da die Packpferde inzwischen auch da sind, dürfen Almut und ich je ein Stück des Aufstieges reiten – sehr angenehm. Der Funducki (2278 m üNN) präsentiert sich im Nebel, die Sicht ist fast Null. Nichts desto Trotz setzen wir unsere Wanderung fort. Zwischendurch wechselt der Regen auch mal in Schnee, danach folgt Sonnenschein – wir haben also von allem etwas.
Zurück in der Hütte bereiten wir unser Mittagessen vor – es wird eine Kreation aus allem, was sich aus unseren Vorräten zusammenkochen lässt, am Ende ist es eine Art ukrainischer Bortsch, zu dem Nudeln als Ergänzung serviert werden. Zu einem ordentlichen Essen gehört auch Wodka und so zieht sich das Essen mit vielen, langen Trinksprüchen auf den Frieden, die Liebe im Allgemeinen, die Gesundheit und natürlich auf die schönen Tage in Georgien und die neu gefundenen Freunde in die Länge. Zum Abschluss dieses Tages sitzen wir noch am Lagerfeuer, welches uns wärmt und uns Zeit gibt, über viele Dinge, die uns bewegen zu diskutieren. Die Unterhaltung klappt auf Deutsch mit Soso oder Englisch mit Dato als Übersetzer ins Georgische und zurück ganz gut.



13.09.2004 - Da uns witterungsbedingt ein Tag fehlt, ändern wir die Route und wandern auf den Didmarale-Berg (2490 m üNN) und danach in Richtung Saime (1200 m üNN)

Nachdem Frühstück, das Gepäck ist schon fertig verpackt und dem Warten auf die Pferde begeben wir uns auf die Wanderung. Soso muss auf die Packpferde warten, doch viel lieber würde er gleich mit uns gehen, doch es hilft nichts. Der Weg führt leicht bergauf, wir treffen die Bergbauern, die uns in den letzten beiden Tagen einen Besuch in der Hütte abgestattet hatten, und die wir entsprechend den landes-typischen Geflogenheiten mit unseren geringen Möglichkeiten bewirtet hatten, bei der Arbeit an. Uns klingt jedes Mal ein freundliches „gamardshobat“ entgegen und wir versuchen auf Georgisch zu antworten. Nach einem kurzen Schwatz ziehen wir weiter, wir wollen ja noch auf den Berg. Das Wetter ist herrlich, die Sicht ausgezeichnet und wir haben auch noch das große Glück, den großen Kaukasus zu sehen. Zunächst nur vom Uschba bis zum Kasbegi, der Elbrus versteckt sich noch hinter Bergen. Die Sicht in Richtung Türkei ist zwar auch prima, doch den Ararat bekommen wir nicht zu Gesicht. Bei so tollen Aussichten machen wir eine Pause zum Fotographieren, zum Pflücken von Enzian und Rhododendronspitzen, die zum Tee-Aufguss genutzt werden und allerlei Krankheiten bekämpfen und verhindern sollen. Soso ist mit den Packpferden und den „Pferdemännern“ Giro und seinem Enkel Resu auch inzwischen eingetroffen. Wir steigen weiter zum Didmarale-Berg auf und nun können wir auch den Elbrus sehen. Mit Karlo steige ich noch wenige Meter höher, wo er mir noch Schnee- und Eisreste des gestrigen Tages zeigt. Ich bin froh, dass wir das Programm geändert haben, denn hier gilt: Sicherheit geht vor Event. Beim Absteigen zu Almut, Thilo, Dato und Soso kann ich noch Blau- und Moosbeere naschen – herrlich. Thilo ist übrigens das georgische Wort für Tischtuch.
Eigentlich wollten wir auf dem Grat weiter in Richtung Mephistskaro weiterlaufen, doch irgendwie ist die Zeit schon sehr weit fortgeschritten, so dass wir lieber auf den Hauptweg zurück steigen und diesem in Richtung Saime folgen. Unterwegs treffen wir Bergbauern, die auf den „Bus“ warten. Haltestellen gibt es nicht, ob ein Fahrplan existiert, war nicht rauszubekommen - jedenfalls braucht man nur den Arm zu heben, wenn sich so ein Gefährt nähert und man steigt ein. Aussteigen kann man wo man will. Die Bauern bewirten uns am Wegesrand mit Käse, Brot und Wein, der aus einem abgesägten Kuhhorn getrunken wird. Wieder treffen wir in dieser Gruppe auf Männer, die ihren Dienst in der Roten Armee in der DDR abgeleistet haben. Sie versuchen uns mit den wenigen in Erinnerung gebliebenen deutschen Worten zu begrüßen – einfach rührend. Wir bedanken uns für die Gastfreundschaft mit ein paar Zigaretten und ziehen weiter. Wir treffen unsere „Pferdemänner“ und nun geht es erst einmal querfeldein und bergab auf das nächste Wegstück zu. In der Nähe einer Hütte ist nun endlich unser Picknick dran, denn inzwischen sind wir gut 7 Stunden unterwegs. Der dortige Bergbauer kommt auch vorbei und bringt noch frischen Käse, Äpfel und auch Wodka mit. Nach kurzer Zeit gesellt sich ein zweiter dazu, so essen wir in fröhlicher Runde. Nach vielen Reden und Trinksprüchen – die Wodkaflasche ist inzwischen leer, folgen wir dem Weg bis zu einem Zufluss des Chablarastekali- oder Khanistskali-Flusses. Welchem Fluss wir folgen ist auf Grund fehlender Detailkarten nicht genau zu ermitteln. An dem Fluß entlang wandern wir stetig leicht bergab noch gut 2 ½ Stunden, bis wir den „richtigen“ Zeltplatz gefunden haben. Wir bauen unsere Zelte auf einem Wiesenstück mit vielen Pfefferminzpflanzen und etlichen Disteln und Kletten auf. Die Disteln/Kletten werden sofort entfernt, denn so erfreulich sind diese im Schlafsack und den Socken nicht gerade. Unweit unseres Lagerplatzes befindet sich ein kleiner Wasserfall – prima, so kann endlich einmal geduscht werden. Das Abendessen ist wieder eine Gemeinschaftskreation, zu beschreiben ist diese nicht – aber geschmeckt es. Giro und Karlo haben inzwischen Holz für ein Lagerfeuer zusammengetragen und so beenden wir den Tag mit einem Lagerfeuer.



14.09.2004 – Wanderung nach Saime

Nach dem Aufstehen schlägt Karlo eine Kurzwanderung zu einem Wasserfall zwecks Baden und Gymnastik vor. Das ist auch gut so, den durch die Nähe des Flusses sind die Zelte innen wie außen total nass, die Schlafsäcke haben auch etwas abbekommen, so dass an Einpacken gar nicht zu denken ist. Almut und ich gehen mit, doch nachdem ich so richtig gut mit den Füßen ins Wasser gepatscht bin, gehe ich zurück. Ist auch kein Problem, da ich die frühen Morgenstunden schon für eine Dusche am Wasserfall an der Straße genutzt habe, so helfe ich Soso beim Zusammenräumen des allgemeinen Gepäcks, baue dann das trockene Zelt ab und packe den Schlafsack sowie die Isomatte in aller Ruhe zusammen. Gegen Mittag kommen Almut und Karlo von der Kurzwanderung zurück und wir wandern nach Saime, einem Kurort, der für sein schwefelhaltiges Wasser bekannt ist. Wir genießen den Blick auf die Steilwände und die Täler. In Saime angekommen, kaufen wir bei Straßenhändlerinnen Schwarzen und Pfefferminztee und einige Gewürze, die bei uns gar nicht oder nur sehr teuer zu bekommen sind und wir beschließen, in einer „russkaya kuchnya“ zu essen. Irgendwie sind wir mit unserem Aussehen und den Packpferden Exoten in diesem Ort – aber die Blicke sind nicht unfreundlich.
Danach begeben wir uns weiter flussabwärts, außerhalb der Ortschaft auf die Suche nach einem Zeltplatz. Gute 3 km weiter, dort wo sich das öffentliche Schwefelbad („Wannaya“) befindet, ist ein geeigneter Platz zum Zelten. Bevor wir noch die Zelte aufbauen, besichtigen wir die Anlage zum Abfüllen des Mineralwassers – doch leider dürfen wir nicht fotographieren - nun ja, es gibt sicherlich Gründe dafür. Nach dem Zeltaufbau ist Baden im Wannaya angesagt – herrlich! 15 Minuten im warmen Wasser liegen und weichen, denn irgendwie fehlt uns doch das warme Wasser. Die Herren versetzen ihre Gesichter durch Rasur wieder in ein Passbild ähnliches Aussehen und alle sind am Ende rundum zufrieden. Dem Abendessen folgt noch ein Abstecher nach Saime, um Bier und Kekse einzukaufen und bei dieser Gelegenheit nutzen wir auch einen der Busse. Das ist ein herrliches Erlebnis. Der Markttag ist zu Ende und so steigen die Marktfrauen mit „Sack und Pack“ ein. Es wird mächtig eng, aber gemütlich ist es trotzdem. Nachdem die Frauen mitbekommen haben, dass wir Deutsche sind, hat Soso eine ganz Reihe von Fragen zu unserem Woher und Wohin zu beantworten. Dann erklingt der Ruf „ Puri“ – Brot, der Bus hält und einige Frauen und ein alter Mann stürmen aus dem Bus, um Brot einzukaufen. Die Frauen sind schnell zurück, doch der alte Mann braucht etwas länger und so gibt ein Palaver, ob der Bus nun ohne ihn abfahren oder auf ihn warten soll. Es herrscht allgemeines Stimmrecht – am Ende wird gewartete.
Zurück auf unserem Zeltplatz setzen wir uns ans Lagerfeuer. Es ist der letzte Abend, an dem Giro und Resu – unsere Pferdemänner - bei uns sind. Etwas Wehmut kommt da schon auf. Die beiden wollen in aller Frühe zurück in ihr Dorf. Am Ende übergeben wir noch einige Gegenstände unserer Wanderausrüstung, insbesondere die Teile, die wir in den nächsten Tagen nicht mehr benötigen und die von beiden in den letzten Tagen mit versteckten sehnsüchtigen Blicke betrachtet wurden.



15.09.2004 – Wir fahren ans Schwarze Meer

Früh, die anderen gehen sich Waschen, und da ich getrödelt habe und nicht weiß, wo sie sind, komme ich noch einmal zu einem schönen warmen Bad, da mich die gute Frau, nachdem ich im Wannaya so unentschlossen rumstehe, einfach in eine Badekabine schiebt. Dann ist Früh-stück angesagt und es werden Vorbereitungen zum Zeltabbau getroffen. Karlo schlägt wieder eine seiner Kurzwanderungen in ein nahegelegenes Tal mit Badestelle vor. Doch da ich am Nachmittag zuvor ein Rendez-vous mit einer Biene hatte und mein Zeigefinger, den dreifachen Umfang des Normalen angenommen hat, lehne ich dankend ab. Thilo hat auch keine Lust und so gehen Almut, Dato und Karlo allein auf Tour. Gegen 10.00 Uhr trifft Sasa mit dem Kleinbus ein und wir beginnen langsam unsere Sachen einzustapeln. Aus der 1 ½ stündigen Wanderung von Karlo wurden dann doch 3 Stunden, so dass wir erst gegen Mittag abfahren. Über Kutaissi und Samtredia nähern wir uns der Schwarzmeerküste. Unterweg wird noch eine Melone gekauft. In Kutaissi statten wir dem dortigen Markt noch einen kleinen Besuch ab. Ab Samtredia müssen wir eine Umleitung fahren weil die Hauptstraße gerade erneuert wird. Das ist eine schöne Schaukelei, doch wir sehen noch viel von georgischen Dörfern und der Landschaft. Wir fahren auch an den Teeplantagen vorbei – grusinischer bzw. georgischer Tee ist ja ein Begriff. Doch die meisten Plantagen werden nicht mehr bewirtschaftet, da die Technik zur Teeverarbeitung veraltet ist und das Geld für neue Technik fehlt. Eigentlich Schade. In Kobuleti fahren wir über den Markt oder Basar – irgendwie erinnert mich das Treiben dort etwas an den Markt in Bamako in Mali. Entlang der Schwarzmeerküste geht es dann auf einer Holperpiste weiter – hier wird gerade eine Autobahn gebaut. Irgendwann, die Orientie-rung ist inzwischen futsch, biegen wir an dem Schild für die Bar Mirage zum Strand ab. Das Wasser sieht sehr verlockend aus und so stürmen wir noch vor dem Zelt-aufbau zum Baden ans Wasser. Doch ziemlich schnell werden wir gebremst. Der Strand ist die reinste Müllkippe – traurig. Mit gestelzten Beinen geht es ins Wasser. Das ist herrlich frisch und beim ausgiebigen Schwimmen ist der Strand erst einmal vergessen.
Anschließend werden die Zelte aufgebaut und Holz für das Lagerfeuer gesammelt. Wir genießen den Sonnenuntergang. Dann geht es auf Wassersuche. Mit der Bar, die wir ansteuern haben wir Pech, die ist schon geschlossen – Saisonende. Doch an einer Bauarbeiterhütte - im Strandwald werden tolle Ferienhäuser gebaut – bekommen wir dann unser Wasser. Zurück scheint der Weg wesentlich kürzer und dann wird am Lagerfeuer gegessen. Der Abend wird lang, bei mir bis 2.00 Uhr morgens, Almut, Thilo, Dato und Soso halten es noch länger aus. Es ist ja auch angenehm warm.



16.09.2004 -. Heute fahren wir nach Kutaissi

Aufstehen und im Schwarzen Meer schwimmen – ein toller Tagesanfang. Nach dem Schwimmen sehe ich, dass Almut und Dato gleich am Lagerfeuer geschlafen haben und Soso das Zeit offen gelassen hat – es muss schon sehr spät, besser ist wohl früh zeitig gewesen sein, als sie schlafen gegangen sind.
Zum Frühstück gibt es Schasch-lyk, das Sasa zubereite und dann fahren wir über Poti und Samtre-dia nach Kutaissi. Am Bahnhof verabschieden sich Carlo und Dato von uns, sie fahren per Zug direkt nach Tbilisi zurück. Wir verabreden für den nächsten Tag ein Treffen bei Karlo zu Hause, so dass der Abschied ganz kurz wird.
Außerhalb von Kutiassi liegt das Gelati-Kloster (12. Jh.), das wir besichtigen wollen. Als wir dort ankommen, sind dort gerade zwei Trauungen, so dass wir die Zeremonie ansehen können. Auf unserem Streifzug durch den Klosterkomplex begegnen wir einem Mitarbeiter der Universität, der uns einiges über die Restaurierung der Klosterakademie und das dortige Observatorium erzählt.
Danach – es ist schon 17.00 Uhr suchen wir ein Restaurant auf, wo wir auch noch in den Genuss einheimischer Musik kommen. Gestärkt fahren wir zur Bagati-Kathedrale (11. Jh.). Die Fahrt dorthin ist schon interessant, es geht auf engen serpentinenartigen Gassen bergauf. Oben angekommen, bietet sich uns ein herrlicher Blick über die Stadt. Die Kathedrale ist wie auch die anderen dort befindlichen Gebäude mehr oder weniger Ruine. Auf dem Berg befand sich zu Zeiten von David dem Erneuerer der Regierungssitz. David der Erneuerer ist eine der bekann-testen historischen Figuren der Georgischen Geschichte. Auch hier haben wir das Glück auf Jemanden zu treffen, der bei den Ausgrabungen der Kathedrale und des Regierungspalastes teil-genommen hat, so dass wir noch zusätzliche Informationen zur Historie und der Zerstörung des Komplexes erhalten. Anschließend fahren wir in unser Privatquartier in Kutaissi. Von unseren Gastgebern - nette ältere Herrschaften - werden wir schon sehnlichst erwartet. Zunächst sind wir sehr überrascht. Unser Quartier erweist sich als kleiner Palast. Almut und ich bekommen die „gute“ Stube zugewiesen, die Herren jeweils ein Einzelzimmer. Es gibt eine Dusche und alles andere, was das Herz nach mehrtägigem Zelten begehrt. Wir werden zum Essen gebeten, doch das wir müssen erst mal verschieben, wir sind noch ge-sättigt von unserem Abstecher ins Restaurant.
Gegen 21.00 Uhr sind wir dann wieder bereit etwas zu uns zu-nehmen. Wir erleben zum wiederholten Male georgische Gast-freundschaft. Der Tisch quillt vor Köstlichkeiten über. Obwohl wir ja noch satt sind, kosten wir wenigsten von allem etwas. Nach dem erlebnisreichen Tag sind wir ganz schön geschafft, so dass wir bei Zeiten Schlafen gehen – in einem richtigen Bett.



17.09.2004 –Rückfahrt nach Tbilisi

Nach dem Frühstück verabschieden wir uns von unseren Gastgebern. Unterwegs halten wir unweit von Boriti an einem Töpfermarkt, wo wir unserer Einkaufslust so richtig frönen können. Bei Straßenhändlerinnen kaufen wir mit Weintraubensaft ummantelte Nüsse – der georgische Begriff, fällt mir momentan nicht ein. In Gomi kaufen wir Gomi-Wodka – die Destille wird schon seit 1903 betrieben. Weiter geht es nach Mzcheta, wo wir von dem Restaurant, in dem wir speisen, eine gute Sicht auf die Dshwari-Kirche haben. Kurz darauf hat uns Tbilisi wieder und wie so häufig ist unsere Zeitplanung nicht ganz aufgegangen, die Besichtigung der Museen fällt aus, da wir noch für Freunde und Bekannte und natürlich für uns selbst einige Souvenirs kaufen möchten. Auch das Treffen mit Karlo findet nicht statt, er ist durch andere Termine verhindert. Auf unserem Streifzug über den Rustaweli-Prospekt treffen wir jedoch Dato, die Freude ist groß. Almut, die ja noch 2 Tage länger in Tbilisi bleibt, wird sich am nächsten Tag mit ihm noch mal treffen. Nachdem wir unsere Einkäufe erledigt haben und von dem doch etwas ungewohnten Lärm und der typischen städtischen Hektik geschafft sind, gehen wir zu unserem Abschiedsessen mit Sasa und Soso in das kleine Restaurant, in dem wir schon am ersten Abend unseres Aufenthaltes in Georgien waren. Der Abschied rückt unweigerlich näher und so ist die Stimmung doch etwas gedrückt.



18.09.2004 – Rückflug nach Deutschland

Wir verabschieden uns von Almut. Sie wird heute die Museen besuchen.
Gegen 12.00 sind wir auf dem Flughafen in Tbilisi. Es folgt der Abschied von Soso. Wir hoffen, dass uns unsere Wege irgendwann vielleicht einmal wieder zusammen führen.
14.00 Uhr starten wir in Richtung Moskau. 17.10 landen wir dort. Für uns beginnt jetzt das warten auf den Weiterflug nach Berlin Schönefeld. Wir durchstreifen die Duty Free Shops, die sind wenigstens geöffnet und so vergeht die Zeit doch etwas schneller. Gegen 22.30 Uhr starten wir in Richtung Berlin und landen dort überpünktlich eine ¼ Stunde vorher. Meine Freunde kommen etwas später an und weiter geht die Fahrt nach Dresden. Gegen 3.00 Uhr ist dieser Tag dann auch für mich zu Ende.

Fazit

Die Reise nach Georgien war für uns mehr als nur ein Urlaub. Wir haben ein wunderschönes Land durchstreift, viele nette und gastfreundliche Menschen getroffen, interessante Informationen zur Geschichte und Gegenwart Georgiens erhalten und neue Freunde gefunden.
Den Vor-Ort-Organisatoren sagen wir ein ganz besonderes Dankeschön. Sie haben sich sehr um uns gekümmert und die Reise hervorragend organisiert. Der Aufenthalt in Georgien hat Spuren in uns hinterlassen.

Unser Dank gilt unseren Kundinnen und Kunden. Und zwar: Danke, dass Sie mitgefahren sind! Danke, dass Sie gesund und zufrieden wiedergekommen sind!
Frau Rosemarie Stuhrmann einen besonderen Dank für die Fotos und den Reisebericht!
Und noch einmal: Dankeschön!

Das schulz aktiv reisen - Team



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