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Ein Reisebericht von Christel Seifert
Genüsse für Leib und Seele
Ferienvergnügen im Doppelpack: Tagsüber wird gewandert und abends gekocht
Wie ein Adlerhorst thront das Schlösschen Cabrières auf einem Hügel in 580 Meter Höhe. In der milden Nachmittagssonne leuchten seine runden Türme und Mauern goldgelb in den blühenden Wiesen. Nur wenige Meter entfernt befindet sich ein altes Bauernhaus aus dicken Basaltquadern mit Schinkeldach, das jetzt ein gâte de séjour ein ländliches Gästehaus, ist. Eine schlanke Frau mit rotgoldener Lockenmähne serviert uns auf der Terrasse zur Begrüßung selbstgebrauten Quittenwein und Salbeibeignets, frische Salbeiblätter in Bierteig gebacken. „Die schmecken warm am besten“, fordert uns Ruth, die Chefin und Köchin, zum Zugreifen auf. Ihre Gäste will sie auch in die Geheimnisse der landestypischen Küche einweihen. Französisch kochen lernen und beim Wandern die einzigartige Landschaft der Midi-Pyrenäen, der zweitgrößten Region des Landes, entdecken – das ist ihre Idee.
Weinberge und Schafherden
Aufgeregt läuft am anderen Morgen der schwarze Mischlingshund des Hauses herum. Er weiß, wenn Frauchen Ruth die Wanderschuhe anzieht, darf er mit auf Tour gehen. Auch wir sind gestiefelt, mit Sonnencreme, Regenschutz und Wasserflasche für alle Fälle gerüstet. Unser Ziel ist das Kalksteinplateau Causse de Sauveterre, eine der riesigen Hochflächen, die zum 1995 gegründeten Naturpark „Grands Causses“gehören, in dem Naturschützer vor Jahren auch wieder die mächtigen Gänsegeier angesiedelt haben. Vorbei an Gehöften, die vom Grün fast verschlungen werden, an Weinbergen und blühenden Wiesen, auf denen Schafherden weiden, fahren wir aufwärts. Azurblau wölbt sich der Himmel über uns, als wir am Rand der einsamen Hochfläche wandern. Durch saftiges Grün, in dem Anemonen, Alpenastern, Ginster und Lavendel blühen. Immer wieder möchte man stehen bleiben, den Blick über die weite Berglandschaft mit ihren bewaldeten Hängen und nackten, schroffen Felsformationen genießen. Tief unten hat sich der Fluss Tarn sein Bett gegraben. Flaschengrün mit weißen Schaumköpfen an den Stromschnellen schlängelt er sich durch das romantische Tal. Hart am Abgrund führt ein schmaler Weg vorbei an zwei verlassenen Dörfern, die sich in 720 Meter Höhe an den Fels klammern. Eine alte Frau habe bis Mitte der sechziger Jahre dort ganz allein gewohnt, erzählt Ruth.
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