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8. März bis 22. März 2009

Zu Gast bei den Enkeln der Echse – Reisebericht von Bettina Taudien

Aufregung schon Wochen vorher: Findet die ersehnte Algerien-Tour statt?
Dann die erlösende Nachricht von schulz-aktiv-reisen: Jaaaa! Alles klar, es kann losgehen.

Vier neugierige Reisende und eine Reiseleiterin trafen sich also am 8. März 2009 zur kurzen Begrüßung auf dem Frankfurter Flughafen, dann ging es im Direktflug nach Tamanrasset, Südalgerien.
Im Flieger saßen alles ebenso gespannte Touristen, die nur eins im Sinn hatten: Wüste, Land und Leute.

Über den wunderschönen Dünen der algerischen Zentralsahara mussten wir schon fast befürchten, dass das Flugzeug Schlagseite bekommt, denn alle Fotografen stürmten nach links, um die atemberaubende Aussicht mit den Kameras einzufangen.


Zentralsahara 

Nach den Zollformalitäten wurden wir erst einmal ins Camp gefahren, wo wir am Abend schon unseren Koch Ousmane und unseren Guide Baba kennen lernen sollten. Ousmane kochte uns zur Begrüßung ein sehr schmackhaftes 3-Gänge-Menü, das auf Wiederholung hoffen ließ.
Eine letzte Nacht unter einem festen Dach, dann hielt uns nichts mehr: Wir wollten in den Tefedest,
einen ca. 300 km nördlich von Tam gelegenen Gebirgszug, der uns einen Blick auf den sagenumwobenen Garet El-Djenoun, den Geisterberg der Tuareg, gewähren sollte.
Kurzer Zwischenstopp in der Einkaufsstraße von Tam, denn wir brauchten ja noch jeder einen Chech, jenes unentbehrliche und vielseitig einsetzbare 3 – 8 m lange Tuch, das um den Kopf geschlungen wird.

Nach der langen Jeepfahrt kamen wir in der Nähe von Mertoutek, einem kleinen Bergdorf an, wo wir unsere erste Nacht im Freien verbringen sollten.


Erste Nacht 

Anke, unsere Reiseleiterin, zog es zum Sonnenuntergang sofort auf ihren „Hausberg“. Dort waren sie und Ernst noch im Vollmondlicht auf dem Gipfel zu sehen.


Warten auf Sonnenuntergang 

Am nächsten Tag führte unser Tuareg-Guide Baba uns nach Mertoutek, wo uns ein ortskundiger Guide in den umliegenden Bergen die wunderbar erhaltenen Felszeichnungen zeigte.


Felszeichnung Mertoutek 

Nachdem wir auf dem Rückweg mit dem einen Jeep im Sand stecken blieben, schlenderten wir fünf Touris zu Fuß durch ein märchenhaft schönes Guelta , badeten unsere Füße in glasklarem Wasser und genossen das Grün inmitten der Wüste. Baba kam uns nach und so kamen wir unverhofft, aber hochbegeistert zu einem Marsch in Richtung Nachtlager in Oued Dehine. Unsere Tuareg ließen wir mit dem Problem des Jeep-Freischaufelns allein.
Nach zwei Stunden pickten uns die Jeeps dann auf, nachdem sie das Guelta umfahren hatten und in halsbrecherischem Tempo ging es durch Weichsandfelder nach Dehine, wo uns die Chameliers schon erwarteten.

Nach einem kräftigen Frühstück begann der erste Tag mit den Kamelen. Die Chameliers sattelten und beluden die Tiere, während wir schon einmal mit Baba zu unserem Morgenspaziergang aufbrachen, einem Ritual, das nun jeden Tag so ablaufen sollte. Nach einiger Zeit dann setzten wir uns gemütlich in den Schatten einer Akazie und warteten auf die Kamele.


Warten auf die Kamele 

Dann konnten wir uns entscheiden, ob wir weiter laufen oder reiten wollten. Die Mehara waren sehr gut trainiert und reagierten feinfühlig sogar auf uns ungeübte Reiter. Es war ein Genuss, sie zu reiten, gehorchten sie uns doch auch beim abschließenden Absatteln, Hobbeln der Vorderbeine und Freilassen zum Futtersuchen.

In der ersten Woche bewegten wir uns auf der Ostseite des Tefedest fort, bei Voll- und dann langsam abnehmenden Mond war noch Staub in der Luft und die Konturen der Berge waren leider etwas verschwommen.
Langsam wurden wir mit unserer Tuareg-Mannschaft warm und abends am Lagerfeuer ging es manchmal hoch her beim gemeinsamen Rätselraten – die Tuareg sind begeisterte Meister darin.
Dabei begann der Taguelmoust bei den Tuareg, der zuerst bis zu den Augen hochgezogen war, langsam aber sicher nach unten zu rutschen und gab das eine oder andere strahlende Lächeln preis.
Aus Verlegenheit über die Heiterkeitsausbrüche korrigierte die Hand dann den Chech und rückte ihn wieder über die Nase, wobei es ihn dann aber nicht lange dort hielt.
Zwar sprachen nicht alle Chameliers französisch, doch durch unseren Koch Ousmane, der fleißig übersetzte, verstanden wir uns – notfalls mit Händen und Füßen – prächtig.

Reihum bereitete einer nach dem anderen aus der Mannschaft den traditionellen Tee, mittags und abends. Drei Runden gab es jedes Mal:

Das erste Glas bitter wie das Leben,
das Zweite stark wie die Liebe und
das Dritte sanft wie der Tod.

Jeder „Zeremonienmeister“ interpretierte seine Tee-Runden anders: Babas Tee war insgesamt sanfter als die kraftvollen, herben Aufgüsse von Abdulkarim.


Teezeremonie   

Nach dem letzten Glas Tee fielen wir dann abends in unsere Schlafsäcke, um noch kurz den gigantischen Sternenhimmel zu genießen und dann sanft ins Land der Träume zu gleiten.
Nirgends schlafe ich besser als in der Wüste, im „Hotel der Tausend Sterne“, mit dem Sand als Wiege und dem Wind als Wächter.

Jeder von uns hat wohl an irgendeinem Abend seinen „Room-with-a-view“ – Zimmer mit Aussicht – gefunden: Den Schlafplatz, an dem er mit Staunen einschlief und erwachte, weil es einfach zu schön war!
Mein absoluter Favorit war das Ouan el Konti, wo ich von meinem Bett aus direkt in die weite Ebene mit den umgrenzenden Bergen schauen konnte – ich wollte mich gar nicht satt sehen.


Ouan el Konti 

Am siebten Tag erreichte unsere Karawane zur Mittagszeit den Brunnen von Oued Amghah. Große Freude – die Kamele strebten sofort der Tränke zu, Ernst war in seinem Element und hievte einen Eimer Wasser nach dem anderen an die Erdoberfläche, um ihren Durst zu stillen.


Brunnen v. Oued Amghah 

Danach „duschten“ wir uns zu unserem eigenen Vergnügen mit einem Schüsselchen Wasser auch einmal ganz ab – einfach köstlich nach der langen Zeit ohne Erfrischung!

Die Tuareg begleiteten uns zu den abgelegenen Plätzen des Tefedest, und Mouchtar, der Patron der Chameliers, führte uns eines Morgens auf verschlungenen Bergpfaden zu weiteren Felszeichnungen von Ahtes, wo wir zum ersten Mal den Garet El-Djenoun betrachten konnten, den Geisterberg der Tuareg.


Ahtes Blick auf Garet el Djenoun 

Baba, nach den Geistern befragt, die dort hausen sollen, meinte trocken, ihm seien noch keine begegnet, aber es sei nicht auszuschließen, dass es dort welche gäbe.
Gazellen kreuzten unseren Weg und wir hatten Besuch von umherziehenden Tuareg, die immer auf ein Schwätzchen und den Tee blieben.
Schließlich querten wir den Tefedest von Ost nach West und bestaunten dort das liebliche Oued Ouhet mit seinem Guelta, den Palmen und Oleander.


Oued Ouhet  
Tefedestquerung 

In dem weit ausladenden Tal von Edehi N`Anelah schlugen wir unser Nachtlager auf. Anke pilgerte auf ihren Hausberg und ich auf die nahe gelegene große Düne, die mir eine unglaubliche Vielfalt des Begriffes „Sand“ bot.


Westlicher Tefedest  Düne von Edehi N`Anelah 
Sand  Edehi N`Anelah 

Ein sagenhafter Sonnenuntergang folgte, woraufhin allerdings auch der Wind erwachte und uns Sand zum Abendessen bescherte.


Edehi N`Anelah 

Früh am nächsten Morgen brachen wir dann noch einmal zu einem Marsch in die Berge auf, um einen Blick auf den Garet El-Djenoun zu erhaschen. Leider war er sehr schüchtern und zeigte sich nur mit einem Chech aus Dunst, der seiner Schönheit jedoch keinen Abbruch tat, sondern ihn eher noch geheimnisvoller erscheinen ließ.


Garet El-Djenoun 

Nun pilgerten wir Tag für Tag meditierend, reitend und durch unseren mittäglichen Literaturkreis unterhalten durch die Landschaften. Bertold Brecht war unser ständiger Begleiter und sehr amüsant, und unsere Guides fanden immer wieder einen Lagerplatz, der zum Träumen einlud.


Tourhauan 

Dabei waren sie an uns genauso interessiert wie wir an ihnen. Die Mittagspausen boten häufig Gelegenheit zum Austausch von Sprachkenntnissen, zum Ansehen der Bücher, die wir Touristen mitschleppten und Betrachten der Fotos von vorherigen Reisen, die uns die Männer stolz zeigten.
Auch beim Bestimmen der Pflanzen, Tiere und deren Spuren, die wir unterwegs sahen, waren die Kenntnisse der Tuareg bewundernswert.

Dann kam er, der letzte Tag mit den Kamelen und den Chameliers. Alle ritten an diesem Tag unbedingt noch einmal ihr inzwischen vertrautes Kamel. Wehmütig wurde dann am Abend in Timikaten abgesattelt und die Tiere ein letztes Mal verabschiedet.


Kamel 

Die eintreffenden Jeeps wurden von der Mannschaft mit Hallo begrüßt und die Neuigkeiten der letzten zehn Tage ausgetauscht.
Ein letztes Mal wurde Tagellah, das traditionelle Brot der Tuareg, gebacken und zerkleinert und mit Gemüse vermischt serviert.
Ein letztes Mal gab es drei Runden Tee mit der Mannschaft.
Ein letztes Mal legten wir uns in den Schlafsack und träumten unter dem unendlichen Sternenzelt.

Am Morgen wurde ich vom Gesang des Moula-Moula geweckt, der in etwa zwei Metern Entfernung von meinem Bett auf einem Kameldornzweig saß und mir zurief: „ Komm wieder!“ – Ich werde wiederkommen, bestimmt! Und nach einer gewittrigen Nacht ging über den Bergen die Sonne auf…

Etwas traurig verabschiedeten wir uns dann von „unseren“ Tuareg, die nun zu ihren Familien zurückkehrten.
Uns Touris brachten die Jeeps nach Tam, wo wir noch Zeit und Muße zu einem Einkaufsbummel und einem genüsslichen Kaffee in einem Straßencafé fanden.
Dann wurde es Zeit für die letzte Mahlzeit, die uns Ousmane liebevoll zubereitete, bevor wir uns von Baba und ihm endgültig verabschieden mussten.

Aber auch diesmal ist wieder ein kleines Stück meines Herzens in der Sahara geblieben und der Wüstenvirus sitzt tief in der Seele…

Bettina Taudien


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